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Method Article
Wir präsentieren hier ein Protokoll zur Vorbereitung von Primärkulturen von Gliazellen, Astrozyten und Mikroglia aus Rattenkortices für die Zeitraffer-Videobildgebung von intrazellulärem Ca2+ für die Erforschung der Pathophysiologie der amyotrophen Lateralsklerose im hSOD1G93A-Rattenmodell .
Dieses Protokoll zeigt, wie Primärkulturen von Gliazellen, Astrozyten und Mikroglia aus den Kortices von Sprague Dawley-Ratten hergestellt werden und wie diese Zellen zur Untersuchung der Pathophysiologie der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) im hSOD1G93A-Modell der Ratte verwendet werden können. Zuerst zeigt das Protokoll, wie Astrozyten und Mikroglia aus postnatalen Rattenkortikern isoliert und kultiviert werden, und dann, wie diese Kulturen durch Immunzytochemie unter Verwendung des Gliafibrillär-sauren Proteins (GFAP) -Markers von Astrozyten und des ionisierten Calcium-bindenden Adaptermoleküls 1 (Iba1) Mikrogliamarkers charakterisiert und getestet werden. Im nächsten Schritt werden Methoden zur Farbstoffbeladung (calciumsensitives Fluo 4-AM) von kultivierten Zellen und die Aufzeichnung von Ca2+ Veränderungen in Videobildgebungsexperimenten an lebenden Zellen beschrieben.
Die Beispiele für Videoaufnahmen bestehen aus: (1) Fällen von Ca2+-Bildgebung von kultivierten Astrozyten, die akut Immunglobulin G (IgG) ausgesetzt waren, das von ALS-Patienten isoliert wurde und eine charakteristische und spezifische Reaktion im Vergleich zur Reaktion auf ATP zeigte, wie im selben Experiment gezeigt. Beispiele zeigen auch einen ausgeprägteren vorübergehenden Anstieg der intrazellulären Kalziumkonzentration, hervorgerufen durch ALS-IgG in hSOD1G93A-Astrozyten im Vergleich zu nicht-transgenen Kontrollen; (2) Ca 2+ Bildgebung von kultivierten Astrozyten während einer Erschöpfung der Calciumspeicher durch Thapsigargin (Thg), einem nicht-kompetitiven Inhibitor des endoplasmatischen Retikulums Ca 2+ ATPase, gefolgt von einem speicherbetriebenen Calciumeintritt, der durch die Zugabe von Calcium in der Aufnahmelösung hervorgerufen wird, was den Unterschied zwischen dem Ca 2+-Speicherbetrieb in hSOD1G93A und in nicht-transgenen Astrozyten zeigt; (3) Ca 2+-Bildgebung der kultivierten Mikroglia zeigte überwiegend eine mangelnde Reaktion auf ALS-IgG, während die ATP-Anwendung eine Ca2+-Veränderung hervorrief. Dieses Papier betont auch mögliche Vorbehalte und Vorsichtsmaßnahmen in Bezug auf kritische Zelldichte und Reinheit von Kulturen, indem die richtige Konzentration des Ca2+ Farbstoffs und der Farbstoffladetechniken gewählt wird.
Zellkulturtechniken haben zu zahlreichen Fortschritten in verschiedenen Bereichen der zellulären Neurophysiologie in Gesundheit und Krankheit geführt. Insbesondere primäre Zellkulturen, frisch isoliert aus dem neuronalen Gewebe eines Labortieres, ermöglichen es dem Experimentator, das Verhalten verschiedener Zellen in verschiedenen biochemischen Medien und physiologischen Setups genau zu untersuchen. Die Verwendung verschiedener fluoreszierender physiologischer Indikatoren wie der Ca2+-sensitiven Farbstoffe in Kombination mit der Zeitraffer-Videomikroskopie ermöglicht einen besseren Einblick in die zellulären biophysikalischen und biochemischen Prozesse in Echtzeit.
ALS ist eine verheerende neurodegenerative Erkrankung, die obere und untere Motoneuronen betrifft1. Die Krankheit hat eine komplexe Pathogenese des familiären Typs, aber meist der sporadischen Form (90% der Fälle)2. Es ist bekannt, dass nicht-zellautonome Mechanismen zur ALS-Pathophysiologie beitragen, vor allem aufgrund der essentiellen Rolle von Gliazellen3. ALS ist auch gut als neuroinflammatorische Erkrankung mit Beteiligung von humoralen und zellulären Faktoren der Entzündung charakterisiert.
Immunglobulin G wird häufig als molekularer Marker bei ALS und anderen neurodegenerativen Erkrankungen verwendet. Die Untersuchung des Serumspiegels dieses Markers kann auf das Vorhandensein und Stadium der Neuroinflammation bei der Krankheit 4,5,6 hinweisen, während seine Anwesenheit in der Zerebrospinalflüssigkeit auf eine Verletzung der Blut-Hirn-Schranke 7 hinweisen kann. IgGs wurden auch als Ablagerungen in den Rückenmarks-Motoneuronen von ALS-Patienten identifiziert7. Dennoch hat dieser Ansatz einige Inkonsistenzen in der Korrelation des IgG-Spiegels mit dem Stadium und den Merkmalen der Krankheit gezeigt6.
Aus den Seren von ALS-Patienten isoliertes IgG (ALS-IgG) kann eine Kalziumreaktion in naiven Astrozyten8 und eine Glutamatfreisetzung in Neuronen induzieren, was auf eine exzitotoxische Wirkung hinweist - ein Kennzeichen der ALS-Pathologie9. Studien am HSOD1G93A ALS-Rattenmodell (das mehrere Kopien der menschlichen SOD1-Mutation10 enthielt) zeigten jedoch eine Reihe von Markern für oxidativen Stress in kultivierten Neurogliazellen11, Geweben 12,13,14 oder lebenden Tieren 13. Es ist bemerkenswert, dass die aus dem ALS-Rattenmodell gezüchteten Astrozyten anfälliger für oxidativen Stress waren, der durch Peroxid induziert wurde, als die Astroglia aus nicht-transgenen Wurfgeschwistern11.
Mikrogliazellen in Kultur sind weniger offensichtlich von ALS-IgG betroffen. Eine BV-2-Mikrogliazelllinie zeigte nämlich einen Anstieg des Signals von fluoreszierenden Markern für oxidativen Stress als Reaktion auf die Anwendung von nur 4/11 ALS-IgG-Patientenproben15. Es ist bekannt, dass Mikroglia an vielen neuroinflammatorischen Pathologien beteiligt sind, was zu oxidativem Stress und der späten Progressionsphase im nicht-zellautonomen Mechanismus von ALS16,17 beiträgt. Dennoch zeigten die Daten mit ALS-IgGs, dass diese Zellen möglicherweise nicht so reaktiv sind wie Astrozyten auf diese humoralen Faktoren der ALS-Entzündung. Mehrere Studien wurden mit primären Astrozyten aus ALS-Mausmodellen durchgeführt, nicht nur bei Welpen, sondern auch bei symptomatischen Tieren, entweder am Gehirn oder am Rückenmark 18,19,20,21. Dies gilt auch für mikrogliale Primärkulturen, wenn auch in geringerem Maße als Astrozyten und meist aus Hirnregionen im embryonalen Stadium22,23,24.
Wir verwenden Zeitraffer-Videoaufnahmen von Ca2+ auf Zellen in Kultur hauptsächlich als Mittel, um intrazelluläre Transienten dieses Ions als physiologischen Marker für Exzitotoxizität zu verfolgen. So kann der Forscher durch biophysikalische Charakterisierung dieser Transienten (Amplitude, Fläche unter Transienten, Anstiegszeit, Frequenz) experimentelle diagnostische Parameter aus verschiedenen zellulären Modellen der Neurodegeneration erhalten. Diese Technik bietet somit den Vorteil einer quantitativen physiologischen Bewertung von IgGs als Krankheitsbiomarker. Es gibt eine große Menge an Literatur über die Rolle von IgGs und Ca2+ bei der Induktion von ALS. Die meisten dieser Studien wurden durchgeführt, indem ALS induziert wurde, indem Patienten-IgGs in Versuchstiere injiziert wurden 25,26,27,28,29, die dann intrazelluläre Ca 2+-Erhöhung und IgG-Ablagerungen zeigten. Eine Reihe von Studien untersuchte die Wirkung von ALS-IgGs auf die motorische Synapse in vitro30,31,32. Im obigen Kontext legt die hier vorgestellte Technik den Fokus auf die Gliazellen als wichtige Akteure im nicht-zellautonomen Mechanismus der ALS und quantifiziert ihre mögliche exzitotoxische Reaktion auf IgGs als humorale Faktoren der Neuroinflammation. Dieser Ansatz kann eine breitere Anwendung beim Testen anderer humoraler Faktoren wie ganze Seren, Liquor oder Zytokine in verschiedenen Zellkultursystemen und in zellulären Modellen allgemeiner Entzündungen haben.
Dieser Artikel beschreibt, wie Primärkulturen von Gliazellen, Astrozyten und Mikroglia aus den Kortices von Sprague Dawley-Ratten hergestellt werden können und wie diese Zellen weiter verwendet werden können, um die ALS-Pathophysiologie mit Patienten-Seren-abgeleitetem IgG zu untersuchen. Protokolle sind detailliert für die Farbstoffbeladung von kultivierten Zellen (Abbildung 1) und die Aufzeichnungen von Ca2+ Änderungen in Zeitraffer-Video-Imaging-Experimenten. Beispiele für Videoaufnahmen zeigen, wie Gliazellen auf ALS-IgG im Vergleich zu ATP reagieren, wobei letzteres purinerge Membranrezeptoren aktiviert. Zum ersten Mal wird ein Beispiel gezeigt, wie aus dem HSOD1G93A ALS-Rattengehirn isolierte Astrozyten im Vergleich zu nicht-transgenen Kontrollen mit einer ausgeprägteren Ca 2+-Reaktion auf ALS-IgG reagieren und wie dieser Prozess mit den Unterschieden im Ca2+-Speicherbetrieb in Beziehung gesetzt werden kann. Ebenfalls gezeigt wird ein Beispiel für die Kalziumbildgebung in Mikrogliazellen, die akut mit ALS IgG herausgefordert wurden, mit nur einer bescheidenen Reaktion von intrazellulärem Kalzium.
Alle Experimente wurden in Übereinstimmung mit den EU-Richtlinien zum Schutz von Tieren für wissenschaftliche Zwecke und mit Genehmigung der Ethikkommission der Fakultät für Biologie der Universität Belgrad (Zulassungsnummer EK-BF-2016/08) durchgeführt. Das Patientenmaterial (Seren für IgGs) wurde für die routinemäßige klinische Untersuchung mit informierter Zustimmung des Patienten gemäß dem Ethikkodex des Weltärztebundes (Deklaration von Helsinki) für Experimente am Menschen gesammelt. Das Protokoll wurde von der Ethikkommission des Klinischen Zentrums Serbiens genehmigt (Nr. 850/6).
1. Vorbereitung der primären Zellkultur
2. Immunzytochemie
3. Zeitraffer-Video-Imaging
HINWEIS: Lösungen, die den Fluoreszenzfarbstoff enthalten, sollten vor direktem Licht geschützt werden. Bevor Sie mit dem bildgebenden Experiment beginnen, stellen Sie sicher, dass sich das Glasdeckglas beim Einschalten der Perfusion nicht bewegt.
4. Datenanalyse
Charakterisierung verschiedener Gliazelltypen in Kultur
Es dauert normalerweise 15-21 Tage, um Astrozyten für Experimente zu produzieren, während Mikrogliazellen 10-15 Tage brauchen, um zu wachsen. Eine Immunfärbung wurde durchgeführt, um die Zellreinheit der Kultur zu beurteilen. Abbildung 1 zeigt die Expression der Doppelmarkierung des astrozytären Markers GFAP und des Mikrogliamarkers Iba1 in jeweiligen Kulturen.
Es ist bekannt, dass di...
In diesem Artikel wird die Methode der primären Zellkultivierung als schnelles und "budgetgerechtes" Werkzeug zur Untersuchung verschiedener Aspekte der Zell(patho)physiologie wie ALS im hSOD1G93A-Modell der Ratte vorgestellt. Die Technik eignet sich daher für Studien auf Einzelzellebene, die auf einer höheren Organisationsebene (d.h. in Gewebeschnitten oder in einem lebenden Tier) extrapoliert und weiter untersucht werden können. Die Zellkultivierung als Technik hat jedoch einige Vorbehalte. Es ist am wic...
Die Autoren haben keine Interessenkonflikte zu erklären.
Diese Arbeit wurde vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft und technologische Entwicklung Republik Serbien Vertrag Nr. 451-03-9/2021-14/ 200178, dem FENS - NENS Education and Training Cluster-Projekt "Trilateral Course on Glia in Neuroinflammation" und dem EC H2020 MSCA RISE Grant #778405 unterstützt. Wir danken Marija Adžić und Mina Perić für die Bereitstellung der immunhistochemischen Bilder und Danijela Bataveljić für die Hilfe beim Schreiben von Papieren.
Name | Company | Catalog Number | Comments |
15 mL tube | Sarstedt, Germany | 62 554 502 | |
2 mL tube | Sarstedt, Germany | 72.691 | |
21 G needle | Nipro, Japan | HN-2138-ET | |
23 G needle | Nipro, Japan | HN-2338-ET | |
5 mL syringe | Nipro, Japan | SY3-5SC-EC | |
6 mm circular glass coverslip | Menzel Glasser, Germany | 630-2113 | |
60 mm Petri dish | ThermoFisher Sientific, USA | 130181 | |
ATP | Sigma-Aldrich, Germany | A9062 | |
AxioObserver A1 | Carl Zeiss, Germany | ||
Bovine serum albumine | Sigma-Aldrich, Germany | B6917 | |
Calcium chloride | Sigma-Aldrich, Germany | 2110 | |
Centrifuge | Eppendorf, Germany | ||
DAPI | Sigma-Aldrich, Germany | 10236276001 | |
D-glucose | Sigma-Aldrich, Germany | 158968 | |
DMEM | Sigma-Aldrich, Germany | D5648 | |
Donkey-anti goat AlexaFluor 647 IgG antibody | Invitrogen, USA | A-21447 | |
Donkey-anti mouse AlexaFluor 488 IgG antibody | Invitrogen, USA | A-21202 | |
EDTA | Sigma-Aldrich, Germany | EDS-100G | |
EGTA | Sigma-Aldrich, Germany | E4378 | |
”evolve”-EM 512 Digital Camera System | Photometrics, USA | ||
Fetal bovine serum (FBS) | Gibco, ThermoFisher Scientific, USA | 10500064 | |
Fiji ImageJ Software | Open source under the GNU General Public Licence | ||
FITC filter set | Chroma Technology Inc., USA | ||
Fluo-4 AM | Molecular Probes, USA | F14201 | |
Goat anti-Iba1 | Fujifilm Wako Chemicals, USA | 011-27991 | |
HEPES | Biowest, France | P5455 | |
HighSpeed Solution Exchange System | ALA Scientific Instruments, USA | ||
Incubator | Memmert GmbH + Co. KG, Germany | ||
Magnesium chloride | Sigma-Aldrich, Germany | M2393 | |
Matlab software | Math Works, USA | ||
Mouse anti-GFAP | Merck Millipore, USA | MAB360 | |
Mowiol 40-88 | Sigma-Aldrich, Germany | 324590 | |
Normal donkey serum | Sigma-Aldrich, Germany | D9663 | |
Paraformaldehyde | Sigma-Aldrich, Germany | 158127 | |
Penicilin and Streptomycin | ThermoFisher Sientific, USA | 15140122 | |
Poly-L-lysine | Sigma-Aldrich, Germany | P5899 | |
Potassium chloride | Sigma-Aldrich, Germany | P5405 | |
Potassium dihydrogen phosphate | Carlo Erba Reagents, Spain | 471686 | |
Shaker DELFIA PlateShake | PerkinElmer Life Sciencies, USA | ||
Sodium bicarbonate | Sigma-Aldrich, Germany | S3817 | |
Sodium chloride | Sigma-Aldrich, Germany | S5886 | |
Sodium phosphate dibasic heptahydrate | Carl ROTH GmbH | X987.2 | |
Sodium pyruvate | Sigma-Aldrich, Germany | P5280 | |
Thapsigargine | Tocris Bioscience, UK | 1138 | |
Triton X - 100 | Sigma-Aldrich, Germany | T8787 | |
Trypsin | Sigma-Aldrich, Germany | T4799 | |
Vapro Vapor Pressure Osmometer 5520 | Wescor, ELITechGroup Inc., USA | ||
ViiFluor Imaging System | Visitron System Gmbh, Germany | ||
VisiChrome Polychromator System | Visitron System Gmbh, Germany | ||
VisiView high performance setup | Visitron System Gmbh, Germany | ||
Xenon Short Arc lamp | Ushio, Japan |
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